Heute waren wir schon ein wenig aufgeregt: Unsere erste Fahrt durch den Eurotunnel – und dann natürlich die Frage, wie es uns dann so mit dem Linksfahren gehen würde… Ich war zwar schon ein paar Mal in Ländern mit Linksverkehr unterwegs, aber dann immer mit Mietautos. Auch wenn ich von daher darauf eingestellt war, dass es nach einer kurzen Eingewöhnungsphase immer recht problemlos gelaufen ist, waren wir diesmal sehr gespannt, wie es uns mit dem eigenen Auto so ergehen würde. Aber dazu später mehr – oder kurz gefasst: Es war nicht anders als sonst, abgesehen von der fehlenden Übersicht beim Überholen und potenziell schwierigen Situationen bei Schranken und Ticketschaltern sollte man alleine unterwegs sein. Mit Beifahrer:in ist aber auch das kein Problem und ihr braucht euch keine Gedanken über das Fahren in England machen – auch weil Engländer im Allgemeinen sehr rücksichtsvolle Fahrer sind.
Fahrt durch den Eurotunnel
Ob ihr mit dem Zug durch den Tunnel fährt oder lieber mit einer Fähre nach England kommt hängt ganz von euren Vorlieben und Plänen ab.
Uns erschien die Tunnelfahrt unkomplizierter und planbarer. Preislich liegen die Varianten (2023) nicht viel auseinander und der Zeitfaktor wird wohl im Urlaub auch nicht so eine große Rolle spielen.
Verspätungen der Züge von etwa 1h hatten wir übrigens in beiden Richtungen…
Wir werden aber auch bei kommenden Fahrten nach England wieder den Eurotunnel wählen.
Pünktlich waren wir am Terminal in Calais, oder besser gesagt in Coquelles, angekommen.
Für die Autobahn von Belgien anreisend ist übrigens keine Maut zu zahlen.
Die Beschilderung ist auch sehr gut und eindeutig – einfach immer den Hinweisen zum Tunnel sous la Manche ‘Terminal Tourism’ folgen.
Viele weiterführende Informationen findet ihr auf der offiziellen Seite des Eurotunnels Le Shuttle.
Direkt vor Ort war es dann doch ein wenig unübersichtlich…. Es gibt hier ein überraschend großes Shopping Center mit großem Parkplatz, das wir aber links liegen ließen und auf verschlungenen Wegen weiter zu einem der kleinen Mauthäuschen fuhren. Hier wird das Ticket kontrolliert und man wird einer Wartespur zugeordnet – da heißt es also kurz aufpassen, damit man sich später richtig einordnet 🙂
Danach geht es durch die Passkontrolle. Vor allem wenn man alleine unterwegs ist, zahlt es sich aus auf die Flaggen über den Häuschen zu achten. Praktischerweise gibt es hier für Engländer schon Schalter an der rechten Seite – aber auch die für uns Festlandeuropäer einfacheren mit Zollbeamten links.
In der Warteschlange danach war erst einmal so richtig warten angesagt… so weit wir aus den blechernen Durchsagen heraushören konnten waren die Züge alle verspätet… aber dann ging es doch noch los und wir fuhren zwischen vorrangig VW-Bussen in die riesigen Wagons – und dort einmal im Zug bis weit nach vorne. Irgendwie schon ein wenig spukig – vor allem wohl beim ersten Mal.
Im Zug wird man dann ähnlich wie auf einer Fähre noch zentimetergenau zum Abstellen des Autos eingewiesen und bekommt eine kurze Erklärung zum Verhalten an Bord.
Es dauert dann noch ein paar Minuten der Zug voll beladen ist. Die Fahrt selbst ist dann wieder unspektakulär – man merkt auch in nicht, dass man so weit unter dem Meer fährt und nach einem kurzen Nickerchen im Auto ist es auch schon wieder vorbei.
Warten bevor es in den Zug geht.
Endlich geht es los – zumindest in den Zug.
Ankunft in Folkestone
Nach der Ankunft geht es recht flott hinaus – und gleich die ersten Meter heißt es schon ein wenig aufpassen und neu ‘orientieren’: Schön links halten ist angesagt – und vor allem den ersten Kreisverkehr richtig angehen :-;
Wie sich aber – über die ganze Reise – herausstellt ist das weit weniger schwer oder mühsam als anfangs befürchtet. Auch das Lenkrad auf der eigentlich nun ‘falschen’ Seite war kein wirkliches Hindernis.
Fairerweise gehört dazu gesagt: Wir waren allerdings auch zu dritt unterwegs. Ein(e) Beifahrer:in ist beim Überholen eine große Hilfe und bei Ticketschaltern etwa an Garageneinfahrten ist man alleine ohnehin (fast) verloren…
Campingplatz an der Normanns Bay
Und so ging es zuerst einmal gleich ein paar Kilometer Richtung Westen. Ich hatte bei der Internetrecherche einen größeren Campingplatz gleich am Strand in der Normanns Bay, zwischen Hastings und Eastbourne, gefunden.
Der ‘Strand’ war dann zwar eher unwirtlich als wir ankamen – eindeutig kein ruhiger Badestrand… außerdem stürmte es enorm und es war für uns noch so richtig hochsommerverwöhnte Mitteleuropäer auch recht frisch…
Der Platz gehört zum Camping and Caravanning Club und ist daher nicht gerade günstig – aber sehr gepflegt mit freundlichem Personal und bietet wie alle Clubsites relativ große Stellplätze.
Zelte sind – nicht nur hier – auf Campingplätzen mittlerweile eher eine Seltenheit. Vor allem die Sites des Camping and Caravanning Club sind eindeutig eher auf Wohnmobile ausgerichtet. Zelte sind zwar überall willkommen – allerdings ist die Platzauswahl da und dort eingeschränkt, vor allem wenn man auch Elektrizität am Platz haben will.
Anfangs Juli sind noch keine Schulferien in ganz England und trotzdem sind wir spontan oder auch am Tag davor bei einigen Plätzen abgeblitzt. Ein wenig Vorausplanung und mehrere Alternativen zu haben zahlt sich auf jeden Fall aus, wenn man nicht den halben Tag auf der Suche sein möchte.
Campingplätze
- Es gibt viele Campingplätze in England – aber auch viele Camper!
- Gerade in der Hauptsaison zahlt sich rechtzeitige Recherche inklusive Alternativen aus
- Gerade die Clubsites sind schnell ausgebucht – man kann aber überall kurzfristig vor reservieren (auch von Platz zu Platz)
Hastings
Nach dem Zeltaufbau und einer kleinen Stärkung machten wir noch einen Ausflug ins nahe Hastings.
Das Seebad ist ja historisch berühmt für die ‘Schlacht von Hastings’ im Jahr 1066, als William the Conquerer mit seinem Sieg die Herrschaft der Normannen in England einläutete.
Heute kann man hier – neben dem Flanieren an der Strandpromenade bei geeignetem Wetter – vor allem noch die auffälligen schwarzen ‘Net-Shops’ besichtigen.
Sie zeugen von der langen Tradition des Fischfanges und sind typisch für diese Gegend. In hohen schwarz geteerten Holzhütten wurden (und werden) die Fischernetze zum Trocknen aufgehängt. Der lange Strand ist nämlich zu schmal und daher müssen auch die Boote hoch aus dem Wasser gezogen werden.
Der lange aber schmale Strand von Hastings mit den hoch gezogenen Fischerbooten
Die schwarzen Hütten am Fischerhafen von Hastings
Typische Net-Shops Hütten im Fischerhafen von Hastings.
Shops und Lokale am Hafen von Hastings.
Die kleine – aber bestens gepflegt – Liliputbahn am Fischerhafen ist auch heute noch eine richtige Attraktion.
Wir hatten eher unwirtliches Wetter erwischt und daher war wohl im Ort nicht viel los und wir machten nur einen kurzen Spaziergang durch die recht leeren Gassen.
Auch die beiden bekannten Schrägseilbahnen, den Easthill und Westhill-Lift hinauf zum Country Park haben wir – schon ein wenig durchfroren – nicht genauer inspiziert.
Fürs Erste waren wir ein wenig enttäuscht: Es war eine eher triste Stimmung und so ‘frisch’ hatten wir uns den Sommer in Südengland nun nicht vorgestellt.
Aber zum Glück sollte es bald besser werden….
East Hill Railway. Schrägseilbahn in Hastings
Hastings, Südengland.